Gleitschirm Acrofliegen – Der Helikopter

Weil wir gerade sehr oft wieder Fragen zum Helikopter Manöver bekommen hier nochmal eine kleine Zusammenfassung zu diesem Manöver. Hier ein Video von meinem Hike&Fly gestern und einem Helikopter mit dem Ozone Alpina4 (EN/LTF C Schirm). Je gestreckter die Schirme werden desto anspruchsvoller wird oft auch das Helikopterverhalten.

Auch wenn es auf diesem und vielen anderen Videos aussieht als wäre es nichts, der Helikopter (auch ungetwistet 😉 ) gehört nach wie vor zu den technisch anspruchsvollsten Flugmanövern in der Acroszene. Natürlich spielt hier der Gleitschirm eine entsprechende Rolle. Es gibt Schirme die gehen fast von selbst in den Helikopter, einige Schirme gehen gar nicht und ein paar sind anspruchsvoll. Nur wenige Piloten können mit fast allen Gleitschirmen gute Helis fliegen. Aus meiner Zeit als Acro Judge bei den Wettkämpfen bin ich hier natürlich sehr anspruchsvoll bei mir und auch beim Zuschauen bei anderen Piloten. Nur weil es sich dreht ist es noch kein Heli. Auch wenn die Drehung Oszilliert nennt man es eher “Wobbelkopter” als Helicopter und die Ausleitung wird dann gerade bei unerfahrenen Heli Piloten oft heikel. Auch wenn das Außenflüge stark deformiert ist das ein Zeichen dafür das entweder der Schirm den Innendruck nicht gut hält oder der Pilot noch zuviel Bremse nimmt.

Was macht den Helikopter so anspruchsvoll?

Es ist v.a. die Einleitung die einfach nie gleich ist und extrem stark von der Umgebungsluft, Gurtzeug und Zeitpunkt abhängt. Mal brauchst Du mehr Bremsleinenzug, mal weniger, mal mehr Körpergewicht, mal weniger mal hast Du das Körpergewicht neutral, mal gehst Du mit der Drehung mit, mal lehnst Du Dich nach außen oder streckst sogar die Füße aus um mehr Stabilität zu bekommen. Es ist oft wie ein “rohes Ei” das Du reitest. Eine beginnende Oszillation wieder zu korrigieren ist nur mit dem richtigen Bremseinsatz möglich und eine fortgeschrittene Technik. Die meisten Piloten trainieren jahrelang den Helikopter und selbst dann schaffen sie es nicht ihn kostant und regelmäßig sauber zu fliegen. Einmal einen “Glücksheli” einleiten zu können heißt noch lange nicht ihn auch regelmäßig sauber fliegen zu können. Gute Piloten wissen das. Die wenigsten Piloten schaffen von 10 Versuchen auch 10 saubere Helis zu fliegen.

Kann man den Helikopter erlernen?

Ja klar, das geht. Aber dafür brauchst Du wirklich sehr viel Zeit, Ehrgeiz und eine hohe Risikobereitschaft, den ein Retterabgang beim Helitraining ist gerade am Anfang keine Seltenheit. Wir empfehlen auch einen zweiten Retter für das Helitraining wegen dem gefürchteten Verhänger SAT und natürlich ein Training über Wasser. Du solltest den Fullstall im Schlaf beherrschen und auch schon die ersten Negativdrehungen/Trudelversuche unternommen haben, dann kannst Du Dich auf den Weg zum Helipiloten machen. Dabei kannst Du Dich auf verschiedenste Arten an den Heli heran tasten. Die Oldschool und aus meiner Sicht nach wie vor sicherste Variante ist dabei den Fullstall vorzufüllen bis Du im Flyback bist (d.h. der Schirm fliegt rückwärts, steht stabil über Dir und nur die Ohren sind minimal eingeklappt) und dann durch einseitigen Steuerleinenzug eine Drehung einzuleiten. Die Ausleitung stoppst Du mit der Außenbremse und gehst über das Flyback wieder in den Normalflug über. Hier ist gewährleistet das Dir der Schirm nicht um die Ohren schießt bei der Ausleitung und Du halbwegs die Orientierung behälst wenn Du mal aus der Achse kommst. Eine weitere Möglichkeit ist den Heli über den Sackflug einzuleiten. Den Sackflug sauber zu erfliegen ist nicht ganz einfach und wenn Du am Anfang mit einer beginnenden Oszillation noch nicht zurecht kommst ist die Ausleitung dann oft mit starkem Schießen des Schirmes, Twists oder Verhängern verbunden. Ganz wichtig: Immer die Höhe im Auge behalten! 😉 Profis können den Heli auch einfach aus dem Trimmflug durch einseitigen Strömungsabriß und Freigeben der Bremse zum richtigen Zeitpunkt einleiten.

Kann man den Helikopter erlernen?

Ja, am Anfang schon. Trainiere ihn immer erst über Wasser mit zwei Rettungsgeräten und mit professioneller Anleitung.

Ich habe schon den SAT gelernt, der Heli sollte ja dann auch kein Problem sein oder?

Der SAT gehört zu den “positiv angeströmten Manövern”. Eine Einleitung ist bei einfachen SAT Schirmen nicht besonders schwierig, wenn das Timing stimmt. Der Heli ist ein “Negativ Manöver” das deutlich komplexer ist. Ein Zentimeter Steuerleinenzug macht hier viel aus.

Der Heli sieht bei Profis so einfach aus, warum?

Wenn der Heli sauber in der Achse ist und sich dreht, ist so gut wie kein Steuerleinenzug mehr nötig. Deshalb sieht es so aus, als würde der Heli ganz von alleine funktionieren. Tatsächlich machen aber auch die Profis oft minimale Korrekturen mit den Steuerleinen und dem Körpergewicht die man kaum sieht. Sie verhindern so eine beginnende Oszillation.

Mit welchem Equipment erlerne ich am Besten den Heli?

Am Anfang empfehle ich gemütliche Intermediate B Gleitschirme oder sogar A Schirme in normaler Größe (zugelassener Gewichtsbereich) für das Helitraining. Die Rotationen sind einfach gemütlicher und besser überschaubar und die Schirme fliegen Dir nicht gleich um die Ohren. Fast alle unsere Schirme aus dem Flyzeit Paket die wir auch unseren Einsteigern verkaufen eignen sich zum Erlernen des Helikopter (Ozone Mojo, Advance Alpha, BGD Magic) und auch die Intermediate B Schirme Advance Epsilon9 und Ozone BuzzZ6 sind gut geeignet. Als Gurtzeug empfehle ich das von mir mitentwickelte Independence Freestyle TWO mit zwei leichten Rettungen (Advance SQR Light) oder die zusätzliche Verwendung eines optionalen Frontretters wenn Dein Gurtzeug nur den Einbau EINES Retters zulässt.

Ich fliege und trainiere jetzt schon seit fast 20 Jahren den Helikopter und auch für mich (es ist mein Lieblingsmanöver) ist es nicht immer gleich und immer noch anspruchsvoll ihn je nach Schirm, Gurtzeug und Bedingungen sauber hin zu bekommen. Ich versuche das Manöver mit fast ALLEN Schirmen die ich zum Fliegen bekomme und sehe dann gleich wie gut sie für den Heli geeignet sind. So richtig anspruchsvoll wird es dann mit Liegegurtzeugen.Hier muss dann wirklich alles passen und es es ist deutlich schwieriger wie mit einem Sitzgurtzeug. Natürlich steigt auch die Twistgefahr. Ganz wichtig ist am Anfang die Höhe im Auge zu behalten und sich auch genug Höhe für die Ausleitung übrig zu lassen. Die ersten Versuche MÜSSEN über Wasser stattfinden wenn Du nicht mehr 20 bist und Lernen durch Schmerzen auch keine Option mehr ist 😉
Chris Geist Paragliding Academy GmbH
Chris Geist
Geschäftsführer

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert


Warenkorb
Nach oben scrollen