Hike and Fly – Tipps und Tricks für Einsteiger

Hike&Fly liegt voll im Trend – Auf die Berge wandern und dann mit dem Gleitschirm hinab ins Tal gleiten. Für mich die schönste Art das Gleitschirmfliegen zu genießen. Der Herbst ist dabei die ideale Jahreszeit. Die Monate Oktober, November, Dezember sind meist geprägt durch schwache Tal- und überregionale Winde, gemütliche Thermik oder ruhige Luft und auch der Schnee ist meist noch nicht so hoch das er das Bergsteigen/Wandern vereitelt.
Chris Geist Paragliding Academy GmbH
Chris Geist
Geschäftsführer

Erste Hike and Fly Touren

Es muss nicht immer die extreme Tour über mehrere Stunden oder sogar Tage sein. Bereits 300 Höhenmeter können für den untrainierten Einsteiger schon zur Herausforderung werden. Geh es gemütlich an und nutze erstmal die bereits bekannten und niedrigen Startplätze in Deiner Umgebung. Ich renne oft einfach nur auf meinen 300m hohen Hausbuckel das Hündle hoch (manchmal 4-5mal hintereinander wenns mir taugt) und mache so mehrere Flüge und habe einen guten Trainingseffekt dabei. Wichtig am Anfang ist: Gemütlich loslaufen und genießen – Du battelst nur Dich selber! Viele Hike&Fly Einsteiger versuchen ein enormes Tempo am Anfang vorzulegen um vielleicht mit den trainierten Piloten mithalten zu können und sich keine Blöße zu geben, brechen dann aber nach wenigen Höhenmetern ein und können nicht mehr und müssen oft sogar umdrehen. Lass Dir auch immer genug konditionelle Reserven für einen eventuellen Abstieg bereit, wenn es einmal nicht zum fliegen gehen sollte (starker Wind, Rückenwind usw.). Idealerweise machst Du Deine ersten Hike&Fly Touren immer betreut durch einen professionellen Guide, zu zweit mit einem Fliegerkollegen oder in einer Gruppe von Gleitschirmfliegern.

Vergiss die hochglanzpolierten Bilder von entspannten Pilotinnen und Piloten. Hike&Fly ist am Anfang anstrengend und manchmal auch nervenaufreibend, gerade wenn man das Gelände noch nicht kennt oder einen die Bedingungen am Start schnell überfordern. Eine gute Start- und Flugtechnik ist hier sehr wichtig. Geh es am Anfang gemütlich an und Laufe DEIN Tempo. Auch kleine Touren auf den Hausberg machen Spaß!
Chris Geist Paragliding Academy GmbH
Chris Geist
Geschäftsführer

Ausrüstung

Früher habe ich meine komplette Acroausrüstung mit zwei schweren Rettern zum Teil mehrmals pro Woche auf den Grünten hoch getragen – Die Zeiten sind bei mir auch vorbei 😉 Heute bevorzuge ich eine leichte Hike&Fly Ausrüstung. Im extremen Bereich (XXLite2 Single Skin, F*Lite Gurteug, Leichtretter) haben wir ein Gesamtgewicht von gerade mal 2,5-3kg für die Flugausrüstung. Diese Ausrüstung ist jedoch wirklich “EXTREM” und nicht für jedermann und alle Bedingungen geeignet. Ich persönlich bin mittlerweile kein “Grammjäger” mehr, sondern setze auf Double Skins die noch vernünftig fliegen wenn es mal windig wird. Auch im “vernünftigen” Hike&Fly Gewichtsbereich kommt man so auf gerade mal 6-8kg für die komplette Ausrüstung. Im Herbst nehme ich dabei oft einen kleinen PI3 (21/19) mit (ca. 2,5kg) Wenn ich mit thermischen Bedingungen rechne meinen Ozone Swift5 (ca. 3,5kg) oder Ozone Zeolite (ca. 3,0kg) um damit länger zu fliegen. Beim Gurtzeug setze ich fast immer mein Easiness3 mit SQR Light Rettung (ca. 3,5kg gesamt) ein, bei thermischen Hike&Flys mein Neo StayUp (ca. 3kg gesamt) für längere Streckenflüge und bei extremen Touren, wo ich mit einem Abgleiter rechne, mein SupAir Everest oder Advance Strapless2 (ca. 200gr.) mit Frontretter (ca. 1000gr.). Klar sein sollte einem, das man beim Hike&Fly manchmal bei schwierigen Bedingungen fliegt und startet. Die Ausrüstung muss Dir 100% vertraut sein und der Schirm sollte optimal starten und einfach zu handeln sein. Bedenke auch immer: Je leichter Dein Gurteug wird, desto mehr verlierst Du an passiver Sicherheit was den Protektor bzw. Rückenschutz angeht. Viele Hike&Fly Piloten sparen bei den Rettern (sie nehmen gar keinen mit oder wählen ihn bewusst eine Nummer zu klein um ein paar Gramm zu sparen). In Kombination mit einem extremen Gurtzeug ohne guten Schutz und Aufhängung der Retterleine in den Hauptkarabinern kann dann so ein Retterabgang fatal enden (Artikel dazu hier). Wähle die Ausrüstung passend zu Deinem Könnenstand und spare nicht am falschen Ende.

Zum Wandern benutze ich Faltstöcke von Leki oder Black Diamond die sich hervorragend bewehrt haben. Ganz wichtig ist auch immer genügend Wasser dabei zu haben und natürlich Wechselklamotten (T-Shirt, Icebreaker Unterwäsche (wäscht man nur einmal pro Jahr 😉 ), zweites paar Socken v.a. wenn schon Schnee liegt). Bei den Schuhen nehmen fast alle routinierten Hike&Fly Piloten sog. Trailrunning oder Hiking Schuhe mit gutem Profil von La Sportiva [mein Favorit], Salewa, Salomon usw. . Wenn Du noch unerfahren im alpinen Gelände bist, nimm hier lieber normale Berg- oder Fliegerstiefel in einer leichten Ausführung oder zumindest knöchelhohes Schuhwerk um ein ungewolltes Umknicken beim Hochlaufen und beim Start zu vermeiden. Bei schwierigen Touren die ich alleine mache, informiere ich auch immer Freunde oder meine Frau wo ich hin gehe und nutze WhatsApp Livestandort. Als Vario verwende ich für Hike&Fly Streckenflüge mein Skytraxx3 (sehr schwer) mit Handy Backup (inkl. Powerbank und XC Track), bei normalen Touren ein Skytraxx 2.1 oder oft bei Abgleitern gar kein Vario oder ein leichtes Mini Vario.

Rechtliches

In Deutschland darf nur an zugelassenen Startplätzen gestartet werden. Mit B-Schein darfst Du zumindest bei Streckenflügen Außenlandungen machen. Hier ist besonders darauf zu achten das nicht im hohen Gras gelandet wird, aber im Herbst ist die Lage für die Landwirte oft entspannter. Auf Wildeinstandsgebiete, Naturschutzzonen usw. muss unbedingt geachtet werden. Schnell sind solche Vergehen (z.B. Beunruhigung von Wild) auch keine Ordnungswidrigkeit mehr sondern sogar Straftaten (Wilderei) und müssen strafrechtlich verfolgt werden. In Österreich ist die Lage etwas entspannter. Hier darf zumindest rein rechtlich mit Genehmigung vom Grundstückseigentümer überall gestartet werden (wo keine Wildruhezonen- oder Naturschutzgebiet ist usw.) aber auch hier gilt es sich naturverträglich zu verhalten. In der Schweiz ist die Lage ähnlich wie in Österreich. Auch hier darf prinzipiell überall gestartet und mit der sog. Außenlandeverordnung überall gelandet werden. Natürlich gibt es aber auch hier oft Probleme, z.B. wenn der Landwirt, Grundstückseigentümer/ Pächter oder Jäger dies nicht wünscht oder während der Vegetationszeit im hohen Gras gelandet wird. Hier empfiehlt es sich gut zu recherchieren und die gängigen Hike&Fly Startplätze zu nutzen (z.B. in der Burnair Map für die Schweiz hervorragend eingezeichnet)

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